Etwas Schwarzes zeigte sich in der Höhlenöffnung. Mit zwei gewaltigen Scherenarmen. Und vielen Beinen... und einem drohend erhobenem Schwanz. Janine wusste, was das war. Ein Skorpion.
Merkwürdig... dachte sich Janine warum hält er sich sowas in einem Terrarium, in dem auch er ist, als Gecko oder so...?
Aber dann brachen ihre Gedanken abrupt ab. Denn der Skorpion marschierte schnurstracks bis vor die Wand. Und hob dann seinen linken Scherenarm wie zum Gruß. Während gleichzeitig aus dem Lautsprecher ein fröhliches "Hi, da bin ich!" ertönte.
Janine starrte auf den Skorpion. Dann auf den Lautsprecher. Dann wieder auf den Skorpion. Bis es Klick machte.
"DAS IST JETZT NICHT IHR ERNST!!?!?!!!" brüllte sie fast, während sie geschockt den Skorpion, beziehungsweise wohl eher Professor Voss, anstarrte.
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"Bitte etwas leiser..." kam es aus dem Lautsprecher und Janine schloss die Augen, zählte bis drei und machte sie wieder auf. Der Skorpion war noch da. Leise fluchte sie.
"Okay... beantworten Sie mir eine Frage... warum, ZUM TEUFEL, sind Sie ein Skorpion? Das ist doch total eklig!!!"
"Skorpione sind überhaupt nicht eklig." kam es im Tonfall eines Lehrers (aber auch leicht beleidigt) aus dem Lautsprecher zurück. "Das sind sehr schöne Tiere, die die Evolution nur anders als uns Menschen gestaltet hat."
"Ja, okay, meinetwegen..." meinte Janine. "Moment Mal, wie können Sie überhaupt mit mir reden? Sie sind ein Skorpion!"
"Bei der Verwandlung wird automatisch eine Art biologischer 'Sender' mit implantiert, mit dem kann man sich auch in verwandeltem Zustand über diesen Empfänger auf dem Schreibtisch mit Menschen unterhalten."
Janine nickte. Das klang wenigstens noch logisch. "Okay... und jetzt noch mal, warum sind Sie ein Skorpion?"
"Ich bin Spezialist auf dem Gebiet der Arachniden und insbesondere der Skorpione. Aber es gibt einige Dinge, die wissen wir immer noch nicht über diese faszinierenden Tierchen. Und die Verwandlungstechnologie hilft uns halt, Tiere besser zu verstehen als uns bis jetzt möglich war. Und deswegen hab ich mich aus Forschungszwecken..." Janine hätte schwören können, dass die beiden gewaltigen Scherenarme von Professor Voss eine Bewegung vollführten, die verräterisch an ein menschliches Achselzucken erinnerten, "... in einen Skorpion verwandeln lassen."
"Was ihr Forscher alles für die Wissenschaft tut..." sinnierte Janine, immer noch balancierend zwischen Ekel und Faszination. Dieses schwarze, hässliche Ding da, mit acht Beinen und zwei Scheren, und einem Maul über das sie lieber erst gar nicht nachdachte, darin steckte tatsächlich der Verstand eines Menschens! Aber dann fiel ihr wieder ein, warum sie hier war. Zählte 1 und 1 zusammen. Und riss die Augen weit auf.
Bemüht ruhig (was gar nicht so einfach war) fragte sie: "Und dieses Job-Angebot... diese Verwandlung... ich nehme mal an... dass das AUCH eine Verwandlung in so ein, wie sagten Sie, 'schönes Tier' ist?"
"In der Tat..." bestätigte der Professor und Janine schluckte.
"Und da wundern Sie sich, warum die anderen Studenten alle weggerannt sind?"
"DAS wundert mich eigentlich weniger. Nicht jeder kann meine Liebe für Skorpione teilen, soweit ist mir schon klar. Eine Sache wundert mich allerdings schon."
"Die da wäre?" wollte Janine wissen.
Die nächsten Worte des Professors schienen ein Grinsen zu sein. "Die anderen sind, teilweise schreiend, weggerannt. Aber Sie sind noch da. Wieso?"
Janine seufzte. "Den anderen haben Sie vermutlich auch keine 1000 Euro angeboten..."
"Nein... das habe ich in der Tat nicht. Also heißt das, Sie nehmen an?"
"Das hab ich nicht gesagt!" gab Janine wütend zurück. "Aber ich bin halt gerade in finanziellen Schwierigkeiten. Ich BRAUCH das Geld. Abgesehen von Prostitution würde ich ALLES machen. Aber mich in einen Skorpion verwandeln? Das ist ja fast noch schlimmer..."
"Ähm..." machte Professor Voss in einem merkwürdigen Tonfall und Janine beäugte seinen Skorpionkörper, der auf einmal zu schrumpfen schien.
"Also TECHNISCH gesehen..." begann er und Janine bekam wieder so ein total ungutes Gefühl. "Ja... technisch gesehen? Weiter...?"
"Technisch gesehen ist der Job beides." beendete Professor Voss seinen Satz und Janine starrte ihn an.
"Unter allen anderen Umständen würden sie mich jetzt schreiend wegrennen sehen. Aber ich brauch Geld. Von daher bin ich so nett und hör mir wenigstens an, was Sie zu sagen haben. Aber ich kann Ihnen nicht garantieren, dass ich dann nicht trotzdem schreiend durch diese Tür" sie zeigte mit dem Daumen auf den Ausgang "verschwinde."
"Danke, ich weiß das zu schätzen." meinte Professor Voss und fuhr fort. "Also... folgendes. Eine Sache ist noch relativ unklar für uns Skorpionforscher. Und zwar wie Skorpione ihre Nachwuchs großziehen..."
Jetzt reichte es Janine. "Okay, ich bin weg. Tschüss."
"Halt, halt!" machte der Professor. "Wollen Sie sich nicht den Rest anhören?"
"Welchen Rest?" spottete Janine. Sie wollen mich in einen weiblichen Skorpion verwandeln, mich als Skorpion schwängern und dann zur Skorpionmama machen? Vergessen sie's, ich dachte eh, das hier geht nur einige Stunden..."
"Geht es auch nur!" rief der Professor schon fast verzweifelt. "Ich habe NICHT vor, Sie in einen weiblichen Skorpion zu vewandeln."
"Und in was dann? In einen kleinen Babyskorpion, um den Sie sich kümmern können, als treusorgender Skorpionvater?"
"Nein, auch nicht. Also Sie haben schon recht. Es geht darum, dass ein männlicher Skorpion einen weiblichen Skorpion schwängert. Aber nicht ich sie."
Jetzt war Janine total verwirrt. "Äh... und wie dann...?"
"Ganz einfach - Sie schwängern mich."
Janine sackte das Kinn auf den Boden. "Bei Skorpionen kriegen die MÄNNCHEN die Jungen?"
"Nein, das auch nicht. Sie verstehen das falsch."
Janine gab auf. "Okay, ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden. Erklären Sie's mir."
"In Ordnung. Ich bin im Moment ein Kaiserskorpion. Kaiserskorpione brüten zwischen 1 und 1,5 Jahren ihre Brut, und solange wollen Sie ja sicher nicht hier arbeiten, stimmt's?"
"Korrekt..."
"Dachte ich's mir. Ich im Gegenzug aber schon... für die Forschung, versteht sich."
Janine riss die Augen auf. "Moment, wollen Sie damit sagen, Sie sind..."
"Ganz genau. Ich habe mich nicht in einen männlichen Kaiserskorpion verwandelt, sondern in einen weiblichen. Und ich bin bereits drei Monate lang ein Skorpion, hab mich also genügend in meinem neuen Körper akklimatisiert, um so eine Unternehmung zu starten."
Janine schwindelte der Schädel. Aber jetzt war alles klar. "Also soll ich lediglich ein männlicher Skorpion werden und Sie schwängern?"
"So sieht's aus."
"Okay. Da muss ich erst mal drüber nachdenken." meinte Janine. Also mal zusammenfassen... ich soll mich für etwas mehr als einen Riesen in einen Skorpion verwandeln und mit einem anderne Skorpion Skorpionsex haben. Quizfrage: Ist es mir das wert?
Aber bevor sie sich entschied hatte sie noch eine andere Frage.
"DREI Monate? Sie waren DREI Monate ein Skorpion? Und Sie haben vor, für weitere 1,5 JAHRE einer zu bleiben?"
"Oh ja... das ist sogar recht interessant..." meinte Professor Voss. "Ich hab Skorpione halt mein ganzes Leben lang erforscht. Und jetzt bin ich einer. Das ist nicht unangenehm, sondern hochspannend für mich. Und viele meiner Kollegen machen in ihren Augen 'noch krassere' Sachen?"
"Zum Beispiel...?" fragte Janine, war sich aber innerlich nicht sicher, ob sie das überhaupt hören wollte.
"Also nehmen wir als Beispiel mal meinen Kollegen Professor Docht. Er hat sich in ein Schmetterlingsei verwandeln lassen, ist als Raupe geschlüpft, hat einige Wochen als Raupe gelebt und sich dann verpuppt, bis er ein Schmetterling geworden ist. Letzte Semesterferien haben 28 Studenten der Insektologie etwas ähnliches gemacht - sie haben sich in Fliegeneier verwandeln lassen, sind als Maden geschlüpft, haben sich verpuppt und wurden schließlich zu Fliegen. Bei uns Insektenforschern ist das halt so. Wenn die Säugetierforscher Säugetiere untersuchen, verwandeln sie sich halt in Rehe oder Tiger. Aber bei uns ist das ein bisschen... ekliger. Wobei, eine Sache fanden selbst wir Forscher grenzwertig..."
"Ah ja?" machte Janine, noch verdauend, dass sich jemand absichtlich in Maden verwandeln würde.
"Ja... meine Kollegin Professor Roth. An sich eine ganz hübsche und nette Frau. Aber sie erforscht mit ihrem Mann parasitäre Insekten. Also hat sie sich zusammen mit einem Studenten verwandeln lassen - den Studenten in eine Fliege und sie sich in ein Fliegenei - und hat 'sich' in der Schulter ihres Mannes ablegen lassen, wo sie dann geschlüpft ist und mehrere Monate als Larve zugebracht hat."
"Wuääärgs..." machte Janine.
"Dagegen ist das, was Sie wollen, ja gar nichts. Okay, für einen tausender mach ich's!" sagte sie bestimmt, war sich innerlich aber gar nicht so sicher. Oh je, auf was hab ich mich da nur eingelassen...
Aber dann...  indicates the next chapter needs to be written. |
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